Geschichte
Die Stadt Mikulov
Die Stadt Mikulov wird durch natürliche Sehenswürdigkeiten der drei südlichsten Hügel von Pálava definiert - Tanzberg, Schlossberg, und Turold. In dem südlichen Teil der Pálava lebten die Menschen seit lange Zeit. Schon im Paläolithikum führte hier die so genannte Bernsteinstraße. Seit Ende des 11. Jahrhundert gehörte diese Region zu Mähren. Die erste Erwähnung von der Stadt reicht bis zum Jahre 1249, als Heinrich von Liechtenstein die Stadt erwarb. Die Stadt gehörte der Familie Liechtenstein bis zum Jahre 1560.
Zuerst lebten die Menschen in der Nähe der Kirche des Hl. Wenzels und in der Umgebung der heutigen Česká (Tschechische) Straße. Die Stadt selbst konstituierte sich selbstverständlich um den Hauptplatz herum, wo die Märkte stattfanden. Das Recht, die Märkte zu organisieren, bekam die Stadt Mikulov schon im Jahre 1279. Sie war eine wichtige Kreuzung, und profitierte deshalb von der vorteilhaften Lage an der Handelstraße.
In der ersten Hälfte des 15. Jahrhundert hatte die Stadt ungefähr 2.500 Einwohner. In dieser Zeit wurde die Stadt noch nicht mit Stadtmauern geschützt, sondern mit einem Graben. Die steinernen Stadtmauer wurden erst am Ende des 16. Jahrhundert erbaut. Der Zutritt in die Stadt wurde von zwei Toren ermöglicht. In der Nähe des heutigen Kirchplatzes stand das Obere (Brünner) Tor und am südlichen Ende das Untere (Wiener) Tor. Beide Tore wurden zwischen 1836-1837 abgerissen, zusammen mit einem wesentlichen Teil der Mauer. Noch im 16. Jahrhundert entstand die Batterieturm auf dem Ziegenberg, um die Stadt und das Schloss von der nordlichen Seite zu schützen.
Die Existenz der Kirche des Hl. Wenzels wurde bereits im 13. Jahrhunder dokumentiert, und ihre Einweihung an den tschechischen Heiligen bedeutet, dass sie von der tschechischen Bevölkerung erbaut wurde. Der Romanische Vorgänger der heutigen Kirche wurde leider im 1426 von den Hussiten verbrannt. Das Presbyterium, der älteste erhaltene Teil, stammt aus dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts. Die heutige Form bekam die Kirche während dem ersten Viertel des 17. Jahrhundert, in der Zeit des Franz von Dietrichstein. Damals wurde die Kirchenschiff mit einem Kreuzgewölbe mit Klemmen gewölbt und mit Stuck verziert. Kleinere Änderungen gab es auch später in den folgenden Jahrhunderten. Zu der Kirche gehört eine Renaissanceturm mit einer Arkadengalerie.
Zu weiteren merkwürdigen Gebäuden gehört das Renaissancehaus "Zu den Rittern", das am Hauptplatz steht. Es wurde im Jahre 1561 nach einem großen Stadtbrand aus mehreren gotischen Häusern erbaut. Seine Fassade (bis zum ersten Stock) ist mit hochwertiger Kratzmalerei mit Bibel- (Sündflut, Taufe Christi, u.a.) und Weltmotiven (Jagdszenen, Musiker, Tänzer, u.a.) bedeckt.
Im Jahre 1575 erwarben die Stadt die Dietrichsteiner und veränderten wesentlich das Aussehen der Stadt. Vor allem Kardinal Franz von Dietrichstein machte Mikulov zu einer blühtenden Stadt, reich an Kultur und Politik. Im Jahre 1611 lud er die Kapuziner in die Stadt, die ein Kloster in der Nähe von Stadtmauern errichteten. Im Jahre 1623 ließ er eine Lorettokapelle bauen, die eine Kopie der italienischen Santa Casa in Loreto war. 30 Jahre später wurde über die Kapelle eine neue Kirche der Hl. Anna gebaut, und in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde dazu eine Schatzkammer und eine Sakristei (der heutige Stucksaal) zugefügt.
Am Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die ursprüngliche eintürmige Stirnseite mit einer zweitürmigen ersetzt, nach dem Projekt von Johann Bernhard Fischer von Erlach. Die Fassade verfügt über Steinskulpturen in dem spätrömischen Barockstil. Im Jahre 1784 wurde das ganze Areal von dem Feuer vernichtet. Das Gebäude verfiel. Erst in der Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche zu einer Gruftkirche umgebaut, in deren die Dietrichsteiner ihre letzte Ruhe fanden.
Zu dieser Zeit ließ Kardinal Dietrichstein auch die Kapelle des Hl. Sebastian am Tanzberg errichten. Nicht weit davon steht eine Kampanile, eine alleinstehende Glockenturm Italienischer Art. Zu diesem Wallfahrtsort führt ein Kreuzweg. Er besteht aus vierzehn Halten mit Skulpturen aus dem Beginn des 18. Jahrhundert.
Zu den historisch bedeutendsten Gebäuden der Stadt gehören noch die so genannten Kanonikerhäuser, erbaut im Jahre 1625 für die Kanoniker des Kapitels zum Hl. Wenzel. Es handelt sich um Spätrenaissancehäuser, die aber schon Spuren von späteren Barockänderungen tragen.
Andere wichtige Tat Kardinals Franz von Dietrichstein war die Einladung des Piaristenordens nach Mikulov. Der Orden erwarb ein altes Krankenhaus mit der Kirche des Hl. Johannes, die schon im Mittelalter gebaut wurde. Die Piaristen fingen mit umfangreichen Bauarbeiten an, und errichtenen eine Schule und ein Studentenheim. Die Rekonstruktion der Kirche und deren Interieur, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert von Franz Anton Maulbertsch, dem größten Maler Wiens seiner Zeit, geschaffen wurde, gab der Kirche das heutige Aussehen. An dem Piaristengymnasium studierten viele interessante Leute, unter anderen auch Johann Evangelist Purkinje. Als Lehrer wirkten hier Nicholas Adaut Voigt, der Begründer tschechischer Numismatik, und Gelasius Dobner, der Begründer der modernen tschechischen Historiographie. Die Piaristen blieben in Mikulov bis zum 1950.
Andere Objekte, die zu dem malerischen Bild der Stadt beitragen, sind der Brunnen mit der Statue von Pomona und die monumentale Dreifaltigkeitssäule am Hauptplatz. Beide Objekte stammen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Säule wurde teilweise von dem österreichischen Bildhauer Ignatius Lengelacher geschaffen. Mehrere Werke von Meister Lengelacher verschönen die Stadt und ihre Umgebung.
Die Wiedertäufer (Habaner) stellen ein merkwürdiges Kapitel der Geschichte der Stadt vor. Die Mitglieder dieser religiösen Sekte waren wundervolle Handwerker, Winzer, Bauherren, Ärzte und Barbiere. Deshalb tolerierte sie die katholische Herrschaft. Wenn Mähren als "Garten des Mitteleuropas" damals bezeichnet wurde, hatten die Habaner daran einen großen Teil. Die Habaner kamen nach Mikulov im Jahre 1526 mit ihrem Führer, Balthasar Hubmeier, der später in Wien hingerichtet und verbrannt wurde. Im Jahre 1622 vertrieb sie der Kaiser aus Mähren, vor allem aus verschiedenen politischen Gründen. Immer findet man Überreste der habanscher Keramik, die damals viel exportiert wurde und die bis heute sehr gut gehalten ist.
Andere wichtige Rolle im Leben der Stadt spielten die Juden. Eine völlig konstituierte jüdische Gemainschaft entstand hier in der ersten Hälfte des 15. Jahrhundert. Die Juden hatten für die Stadt einen großen geselschaftlichen Beitrag, was die Herrschaft natürlich wusste. Sie ermöglichten, dass Mikulov zu einem wichtigen Zentrum des mährischen Judentums und zu dem Sitz des mährischen Landrabinat wurde. Diese Situation dauerte fast drei Jahrhunderte und endete im Jahre 1851. In Mikulov lebten viele gelehrte Männer jüdischer Herrkunft, wie zum Beispiel Yehuda Löw ben Becalel, der unter dem Namen Rabi Löw bekannt ist.
Mit 3.500 jüdischen Einwohner war die Gemeinde die größte mährische Judenkommunität. Aus dem damaligen jüdischen Ghetto sind zu dieser Zeit nur 90 Häuser übergeblieben. Viele stammen aus der Renaissance, haben Barockgewölben und klassische oder Jugendstilfassaden. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts existierten in der Stadt am wenigsten 12 Synagogen und Bethäuser. Am wichtigsten war die Alte Synagoge, die im Jahre 1550 erbaut wurde. Heute ist sie die einzige übriggebliebene Synagoge in der Stadt. Ihr heutiges architektonisches Konzept ist das Ergebnis der Rekonstruktion im Barockstil. Das wertvollste überlebende Denkmal des Ghettos ist der jüdische Friedhof. Mit der Fläche von 19.180 Quadratmeter gehört er zu den größten Friedhöfen in der Tschechischen Republik. Durch seine Bedeutung ist er einer der wichtigsten in Mähren. Am Friedhof gibt es fast 4.000 Grabsteine. Der älteste stammt aus dem Jahre 1605.
Trotz der verheerenden Folgen des Zweiten Weltkriegs und des kommunistischen Regimes, behielt sich die Stadt ihren historischen Charakter. Im Jahre 1952 wurde Mikulov zu einem Stadtschutzgebiet erklärt. Seit 1989 wird die Stadt ständig erneuert. Der Geist von alten Zeiten lebt immer noch in den rekonstruierten Wänden der Stadt. Mikulo, ohne Frage, gehört zu den historischen und kulturellen Orten Europas.